Der Spezialchemie-Konzern Lanxess hat sich ein ambitioniertes Klimaschutzziel gesetzt: Bis 2040 will der Konzern klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Millionen Tonnen CO2e abbauen. Bereits bis 2030 will Lanxess den Ausstoß um 50 Prozent gegenüber heute auf rund 1,6 Millionen Tonnen CO2e reduzieren.
„Im Pariser Klimavertrag hat die Weltgemeinschaft beschlossen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Das erfordert massive Anstrengungen aller Beteiligten. Mit unserem neuen Ziel, 2040 klimaneutral zu sein, werden wir unserer Verantwortung als globaler Spezialchemie-Konzern gerecht. Gleichzeitig sind wir künftig für unsere Kunden ein noch nachhaltigerer Partner“, sagte Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG. Zudem verwies er auf die langfristige Kostensenkung durch mehr Ressourceneffizienz: „Klimaschutz ist ein Business Case“, so Zachert.
Lanxess setzt an drei Stellschrauben an, um bis 2040 klimaneutral zu werden.
Klimaschutzprojekte mit großem Reduktionshebel initiieren
Lanxess setzt in den kommenden Jahren Sonderprojekte um, die zu einer signifikanten Reduzierung von Treibhausgasen führen. So baut der Konzern am Standort Antwerpen, Belgien, derzeit eine Anlage zur Zersetzung von Lachgas. Die neue Anlage geht 2020 in Betrieb und reduziert die jährlichen Emissionen des Treibhausgases um rund 150.000 Tonnen CO2e. Nach der Installation einer zweiten Ausbaustufe im Jahr 2023 wird der CO2e-Ausstoß um weitere 300.000 Tonnen sinken.
Darüber hinaus stellt Lanxess die Energieversorgung seiner indischen Standorte vollständig auf regenerative Quellen um. Der Konzern baut dort die Versorgung mit Biomasse und Solarenergie massiv aus und verzichtet künftig auf den Einsatz von Kohle und Gas. Dadurch sinkt der CO2e-Ausstoß ab 2024 um weitere 150.000 Tonnen. Mit diesen Projekten und weiteren Maßnahmen senkt Lanxess seinen CO2e-Ausstoß bis 2025 insgesamt um 800.000 Tonnen und wird dafür bis zu 100 Millionen Euro investieren.
Emissionen und Wachstum entkoppeln
Lanxess ist auf Wachstumskurs. Doch trotz steigender Produktionsmenge soll der Ausstoß von Treibhausgasen in den einzelnen Geschäftsbereichen sinken. Neben technischen Effizienzmaßnahmen spielen veränderte Governance-Instrumente eine Rolle: So wird der Einfluss auf die CO2e-Bilanz zum Investitionskriterium bei organischem Wachstum und Akquisitionen. Geschäftsbereiche, die ihre Treibhausgas-Emissionen überdurchschnittlich stark senken, haben so einen direkten finanziellen Vorteil. Darüber hinaus wird die CO2e-Reduktion zum Bewertungskriterium im Bonussystem für Führungskräfte und Vorstand.
Prozess- und Technologieinnovationen stärken
Um bis 2040 klimaneutral zu werden, überarbeitet Lanxess zahlreiche bestehende Produktionsverfahren. So wird der Konzern seine Verbundstrukturen weiter verbessern, etwa im Bereich Wärmeaustausch zwischen den Betrieben oder bei der Abluftreinigung. Andere Verfahren müssen erst noch im großtechnischen Maßstab entwickelt werden. Der Konzern richtet daher seine Forschung stärker auf klimaneutrale Prozess- und Technologieinnovationen aus.
Klimaneutralität braucht politische Unterstützung
Lanxess sieht sich dem Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet, insbesondere der darin geforderten Senkung von Treibhausgas-Emissionen. Für Zachert stehen Industrie und Politik dabei gemeinsam in der Verantwortung: „Mit unserer Klimainitiative machen wir ein Angebot an die Politik. Das können wir aber nur realisieren, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft.“ Mit Blick auf das derzeit laufende Gesetzgebungsverfahren zur Umsetzung des Klimapakets der Bundesregierung sagte Zachert: „Engagierter Klimaschutz darf nicht unsere Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Das muss die Politik bei der konkreten Ausgestaltung ihres Klimapakets berücksichtigen.“
Insbesondere mahnte Zachert an, im funktionierenden europäischen Emissionshandel eine Doppelbelastung der Industrie durch nationale Systeme zu vermeiden. Diese ist momentan noch im aktuellen Gesetzentwurf über ein nationales Emissionshandelssystem für Brennstoffemissionen (BEHG) enthalten. „Kurzfristig brauchen wir wieder wettbewerbsfähige Energiepreise, und langfristig werden wir nur dann substanzielle klimaneutrale Lösungen erzielen können, wenn auch erneuerbare Energien in ausreichender Kapazität und zu industriegerechten Preisen vorhanden sind.“
Zudem müssten Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt sowie die Finanz- und Steuerstruktur für Zukunftsinvestitionen verbessert werden. „Hierzu stehen wir im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern und sind gern bereit, unsere Expertise in den politischen Willensbildungsprozess einzubringen“, so Zachert.
50 Prozent weniger Treibhausgase seit Lanxess Gründung
Auf dem Weg zu mehr Klimafreundlichkeit ist Lanxess seit seiner Gründung deutlich vorangekommen. Von 2004 bis 2018 hat der Konzern den Ausstoß von Treibhausgasen halbiert – von rund 6,5 Millionen Tonnen CO2e auf etwa 3,2 Millionen Tonnen CO2e. Einen substantiellen Beitrag dazu hat etwa die 2009 in Betrieb genommene Lachgas-Reduktionsanlage in Krefeld-Uerdingen geleistet. Das Projekt wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ und mit dem „VCI Responsible Care Award Nordrhein-Westfalen“. Darüber hinaus hat der Spezialchemie-Konzern zahlreiche weitere Projekte zur Senkung seiner Emissionen an seinen Standorten weltweit durchgeführt und unterstützt lokale Initiativen gegen den Klimawandel. Seine bisherigen Ziele, die Verbesserung der Energieeffizienz und die Reduktion der damit verbundenen CO2-Emissionen sowie die Reduktion von Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen um jeweils 25 Prozent gegenüber 2015, hat Lanxess bereits heute erreicht.
Zur Messung seiner klimarelevanten Emissionen betrachtet Lanxess den Ausstoß der im Kyoto-Protokoll definierten Treibhausgase und rechnet mit ihrer Treibhauswirksamkeit im Vergleich zu Kohlenstoffdioxid (CO2e). Dabei bezieht der Spezialchemie-Konzern die Emissionen aus der eigenen Produktion (Scope 1) und aus fremden Energiequellen (Scope 2) in die Berechnung ein.