Einer Lösung für das Recycling von Kunststoffbechern hat sich jetzt der einzige britische Hersteller von Automatenbechern, die RPC Tedeco-Gizeh, angenommen. Zusammen mit ihrem Schwesterunternehmen BPI Recycling bietet sie allen Betreibern von Getränkeautomaten einen Sammel- und Abholservice an und bereitet die eingesammelten Becher zu neuen Produkten auf. Als beispielhaftes Engagement ist das Projekt Stop (Stop Ocean Plastics) zu nennen, das Borealis und Systemiq gemeinsam mit der norwegischen Regierung, Nova Chemicals, Borouge und Veolia ins Leben gerufen haben und jetzt als neuen strategischen Partner den weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestle gewinnen konnten. Gemeinsames Ziel ist es, einen wegweisenden Beitrag zur Vermeidung von Meeresmüll in Südostasien zu schaffen. Nestle hat sich zudem die Selbstverpflichtung auferlegt, bis zum Jahr 2025 alle Verpackungen rezyklierbar oder wiederverwertbar auszuführen.
Viele Recyclingkonzepte funktionieren bereits
PET-Flaschen sind ein ideales Beispiel für Verpackungsartikel, die sich rezyklieren lassen, meist Bottle-to-Bottle und nicht selten zu 100 Prozent. So verzeichnete Europa im Jahr 2017 eine Recyclingquote von insgesamt 58,2 Prozent bei PET-Flaschen. Allerdings gibt es länderweite Unterschiede: Während Deutschland und Finnland Rückführquoten von bis zu 95 Prozent erreichen, schaffen Länder am Mittelmeer teilweise nur 40 Prozent, meldet PETcore in einer Studie. Zum Jahresbeginn 2019 stellte der österreichische Mineralbrunnen Vöslauer die Flaschen aller seiner Wässer auf 100-prozentige r-PET-Flaschen um, im April kamen auch die Flavour-Sorten dazu. Wie Vöslauer selbst angibt, sei es sogar gelungen, den Materialverbrauch im Vergleich zu anderen Flaschen aus r-PET um rund ein Viertel zu reduzieren. Auch Coca-Cola ist seit Jahren sehr aktiv in seinen Bestrebungen nachhaltigere Flaschen-Varianten anzubieten. Jetzt unternimmt der Konzern weitere Schritte, um PET-Verpackungen chemisch zu rezyklieren und dann wieder für die Herstellung neuer Flaschen zu nutzen. Eine PET-Upcycling-Anlage entsteht derzeit gemeinsam mit dem niederländischen Start-up Ioniqa Technologies in Eindhoven in den Niederlanden.
Auch für Fensterprofile aus PVC gibt es schon lange gut funktionierende Sammel- und Verwertungskonzepte, die ihre Mengen von Jahr zu Jahr steigern können. Innerhalb der Rewindo-Initiative schaffte es der Zusammenschluss der führenden deutschen Kunststoffprofilhersteller im Jahr 2015 nach Aufbereitung über 27.000 t Rezyklat aus Altfenstern, Rollladen und Türen erneut in den Produktionsprozess zu geben. Zusammen mit dem Kunststoffprofilverschnitt, der bei der passgenauen Fertigung neuer Kunststofffenster anfällt, fanden so über 100.000 t wiederaufbereitetes PVC den Weg zurück in den Markt. Das spare Ressourcen, Energie und trägt zur CO2-Entlastung bei, so Rewindo.
Selbstverständlich existieren viele weitere funktionierende Recyclingkreisläufe, wie beispielsweise der für Flaschenkästen aus PE, die hier nicht alle genannt werden können. Allgemein lässt sich jedoch festhalten: Je sortenreiner ein Kunststoff zurückgewonnen werden kann, desto besser lässt er sich aufbereiten. Echte Produktionsabfälle gibt es heute fast nicht mehr. Entweder werden diese direkt in die laufende Produktion zurückgeführt oder an spezialisierte Aufbereiter weitergegeben. Einer von ihnen ist die Hoffmann + Voss GmbH aus Viersen/Deutschland. Sie hat sich auf die Aufbereitung von technischen Kunststoffabfällen spezialisiert und veredelt diese zu hochwertigen Recompounds, die in der Automobilbranche anstelle von Neuware Einsatz finden.
Schwieriger ist die Aufbereitung immer dann, wenn es um vermischte Kunststoffabfälle geht. Sogar hier gibt es bereits funktionierende Konzepte, wie die Hahn Kunststoffe GmbH in Hahn/Deutschland beweist. Rund 50.000 Tonnen Abfälle aus der Mischfraktion erhalten jedes Jahr ein neues Leben in Form von Geländern, Lärmschutzwänden, Pfosten, Poller, Blumenkübeln, Abfallbehältern oder Spielplatz- & Stadtmobiliar.
So gut und interessant die Verwertungskonzepte auch sind, es muss die Frage erlaubt sein, ob es wirklich sinnvoll ist, alle Kunststoffreste aufzubereiten oder ob diejenigen, die sich schwieriger zurückgewinnen lassen, in der Müllverbrennungsanlage als Brennstoff anstelle von fossilen Ressourcen gute Dienste leisten können.