Durchdachtes Konzept berücksichtigt den kompletten Lebenszyklus
Mit dem notwendigen Know-how im Produktionsprozess geht Nachhaltigkeit mit hoher Effizienz und rationeller Produktion Hand in Hand. Am Fakuma-Messestand zeigt das Beispiel einer Klammer ohne Metallteile, wie die Kunststoffexperten die Herausforderung gemeistert haben, ein Produktdesign zu finden, das ohne metallische Federn und ähnliche Elemente dauerhaft die für eine sichere Klemmung notwendige Spannung gewährleistet. Das Werkzeug für diese Anwendung kommt von einem weiteren Deckerform-Partner - vom Werkzeugbau Röttger. Der Werkzeugbauer aus Marienheide hat für seine Werkzeuge das patentierte Einsatzwechselsystem RQM entwickelt, mit dem sich Werkzeugeinsätze mit wenigen Handgriffen auf der Spritzgießmaschine wechseln lassen.
Löst man einen Hebel, lassen sich die Einsätze quasi wie Schubladen einfach nach oben aus der Stammform herausziehen und tauschen. Auf der Fakuma können so neben der gezeigten Klammer auf dem gleichen Werkzeug nach einem Wechsel binnen Minuten etwa Chips für Einkaufswagen gespritzt werden. Die hochwertige Klammer ist als frei fallendes Kunststoffteil konzipiert, das Werkzeug, das über einen Heißkanal mit offener Anspritzung verfügt, kommt zudem ohne Schieber aus. Alle 15 Sekunden fällt hier eine Klammer aus einer Toyo Si-50-6s D75E mit einem Schneckendurchmesser von 28 mm. Als Give-away können die Besucher diese Klammern live auf der Messe mit dem „be a green leader“ Slogan in bunten metallisierten Farben heißprägen und dann mitnehmen.
Auf nachhaltigen Werkstoff kommt es an
Neben Design und Produktionsstrategie ist der Werkstoff ein essenzielles Element. Für die Klammer setzt Deckerform auf das Leonard-Kurz-Rezyklat PET- Recopound. Es bringt einerseits die notwendigen Eigenschaften wie exzellente Dauerelastizität und UV-Beständigkeit mit, ist aber gleichzeitig auch entsprechend stabil und erlaubt zudem eine ansprechende Oberflächengestaltungen.Der recycelte Werkstoff für die Klammer besteht zu zwei Dritteln aus PET-Transferträgerfolienresten aus der graphischen Industrie, die beim Aufbringen hauchdünner Dekorations- und Funktionsschichten auf Produkte anfallen. Diese Folien, die sonst entsorgt werden müssten, nimmt Kurz in einem aktiven Rücknahmeprozess zurück und verarbeitet diese zu einem neuen Kunststoffgranulat, das das Unternehmen unter dem Markennamen „Recopound“ vertreibt. Ein Material, das mit interessanten mechanischen Eigenschaften, aber auch mit optisch und haptisch ansprechenden Oberflächen punkten kann. Damit sind Teile mit hochwertiger Optik auch aus „grünen“ Werkstoffen serienfähig.
Grüne Produktion im Fokus
Deckerform steht auch bei der auf der Fakuma gezeigten Anwendung für die schlüsselfertige Gesamtlösung. Neben den Live-Produktionen stellen die Kunststoffspezialisten zahlreiche weitere nachhaltige Projekte vor. Beispielsweise der „Circutray“, bei dem der grüne Gedanke sowohl die Herstellung als auch den Einsatz des Produkts umfasst. Das Startup Circujar löst mit seinem Mehrwegglassystem das klassische Einwegglas ab und etabliert einen völlig neuen Mehrwegkreislauf. Zum smarten Transport und zur Präsentation der Pfandgläser haben Deckerform und Circujar das stapelbare und wendbare "Circutray“ entwickelt. Mit dem Einsatz von recyceltem und recycelbarem HDPE und dem gewichteinsparenden Spritzschäumverfahren stand auch hier Ressourcenschonung über den gesamten Lebenszyklus im Vordergrund.
Verglichen mit dem konventionellen spritzgegossenen Tray ist das chemisch spritzgeschäumte Mehrweg-Tray um 25 Prozent leichter. Produziert wird Circutray in einem speziell gestalteten Tauchkantenwerkzeug mit schwimmenden Backen, die den Öffnungshub zum aktiven Spritzschäumen ermöglichen. Das Werkzeug und der Circutray sind auch am Messestand zu sehen. Das System läuft beim Kunststoffverarbeiter auf einer vollelektrischen Toyo-Spritzgießmaschine Si-230-6s mit einer Zykluszeit von gerade einmal 30 s. Der Energieverbrauch in der Serie liegt dabei bei nur 0,19 kW/kg verarbeitetem Kunststoff. Das entspricht einem Spitzenwert in der besten Euromap-Energiesparklasse 10.
Darüber hinaus widmen sich weitere Exponate dem Spritzschäumen. Hier können Besucher aus eigener Anschauung die mechanischen Eigenschaften geschäumter und konventioneller Kunststoffteile vergleichen. In Biege- und Torsionsversuchen ist hier der direkte Vergleich möglich.
28. Fakuma 2023, 17. bis 21. Oktober in Friedrichshafen: Deckerform Halle A6, Stand A6-6413 und A6-6320