Hohes Potenzial für den Leichtbau
„Zentrale Herausforderungen für die Automobil-Hersteller sind die durch die EU-Verordnung vorgeschriebene Reduktion von Treibhausgasemissionen, neue Sicherheitsanforderungen und die Elektromobilität“, heißt es in der Analyse des VDI-Zentrums. Die Handlungsfelder für den Leichtbau reichten demnach von der Auswahl und Kombination der Werkstoffe über die Auslegung der Bauteile bis hin zu systemischen Ansätzen beim Gesamtfahrzeug.Leichtbau sei ein wichtiger Hebel zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs. Dies bestätigt die Marktstudie „Leichtbau als Innovationstreiber“, ein Kooperationsprojekt der Automotive Management Consulting GmbH (AMC) und COMPOSITES EUROPE-Veranstalter Reed Exhibitions. „Da die Energiebilanz künftiger Niedrigenergie- und Niedrigemissionsfahrzeuge vor allem auch von wirksamem Leichtbau abhängen wird, zeigt die Tendenz klar in Richtung integrativer Fahrzeugkonzepte“, so Studienleiter Rainer Kurek von AMC.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommen auch die Verfasser des „Composites-Marktbericht 2017“, herausgegeben von Carbon Composites e.V. und AVK, die auch auf der COMPOSITES EUROPE in Stuttgart vor Ort sein werden: Auch sie erwarten die höchsten Wachstumszahlen der kommenden Jahre im Automobilbereich inklusive Nutzfahrzeugen. „Auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen (Dieselskandal, Fortschreiten der E-Mobilität, verstärkte Energiewende, verschärfte CO2-Auflagen) könnten hier weitere Gesetze und Steueranpassungen eine positive Stimulation des Leichtbaumarktes erzeugen“, meinen die Experten.
Stabiles Wachstum für GFK-Anwendungen
Für GFK-Anwendungen im Automobil sehen die Fachleute ein leichtes aber stabiles Wachstum entsprechend dem des Gesamtmarktes der Composites-Industrie, der jetzt im fünften Jahr in Folge gewachsen ist. Die inzwischen hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Segments sei ein Grund dafür, dass die Herstellung von GFK in der langfristigen Betrachtung tendenziell der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes folge, heißt es.Im CFK-Bereich steht die Automobil-Industrie derzeit bei Bedarfsmenge und Umsatz noch an zweiter Stelle. Das wird sich jedoch bald ändern. Prognosen zufolge wird Ende 2020 der entstehende Bedarf den des Luft- und Raumfahrtbereichs (inklusive Verteidigung) übertreffen. „In diesem Szenario entfallen etwa 30 Prozent des weltweiten Bedarfs von rund 239.000 Tonnen auf den Automobil-Sektor“, so der Ausblick. Dies entspräche rund 72.000 t.
Ein Hauptproblem sehen die Autoren des Marktberichts derzeit im Image. Trotz hervorragender Korrosionseigenschaften, hoher Dimensionsstabilität, Wartungsarmut und Langlebigkeit der Materialien, sowie der Möglichkeit, lastgerecht zu konstruieren, und einem hohen Maß an Designfreiheit seien Composites leider nach wie vor vielen Entscheidern zu wenig bekannt. „Diese Situation zu verbessern, ist eine der vordringlichsten Aufgaben der gesamten Industrie“, mahnen sie.