Die Daten aus dem Spritzgießprozess sowie qualitäts- und servicerelevante Daten können auch an übergeordnete Software-Tools und Plattformen bereitgestellt werden. Mit dem Scada-System Arburg Turnkey Control Module (ATCM) lassen sich Prozess- und Qualitätsdaten teilespezifisch zusammenführen und wichtige Anlagenfunktionen visualisieren. Dazu liefern die Spritzgießmaschine, Automation und Peripherie jeweils alle relevanten Daten an das ATCM. Auf diese Weise kann jedes einzelne Spritzteil zu 100 Prozent rückverfolgt werden. Auf der Fakuma 2024 ist dazu ein vertikaler Allrounder 375 V zu sehen, der Vakuumgehäuse fertigt. Die teilespezifischen Daten aus dem Spritzgießprozess sowie der Automation werden mit den Ergebnissen der optischen Überprüfung des Einlegeteils verknüpft. Die vollautomatisierte Anwendung ist zudem ein Praxisbeispiel für die Initiative R-Cycle: Mittels digitaler Produktpässe werden relevante Recycling-Daten während des Produktlebenszyklus in Echtzeit erfasst und die Grundlage für datenbasierte Materialströme geschaffen.
Planungseffizienz steigern und Transparenz schaffen
Voraussetzung für die informationstechnisch vernetzte Spritzgießproduktion ist die Anbindung der Maschinen an ein Manufacturing Execution System (MES). Das Arburg Leitrechnersystem ALS ist ein zentrales MES, mit dem sich die gesamte Fertigung digital planen, optimal auslasten und steuern sowie alle relevanten Informationen rückverfolgen lassen.
Bereits in der Planungsphase kann ein Assistent dank intelligentem Algorithmus auf Basis gesammelter Produktionsdaten und benutzerabhängiger Kriterien Vorschläge für eine "Best-Fit'-Maschine machen. Sämtliche Informationen zu Aufträgen, Produktionsfortschritt sowie Rüstzeiten und Wartungen sind zentral verfügbar. Die zugehörigen Datensätze können vollautomatisch auf die Spritzgießmaschine übertragen werden. Mit dem Trend zur papierlosen Fertigung steigt auch die Zahl der verknüpften Produktionsdokumente. Relevante Dokumente werden orts- und medienunabhängig passend zum jeweiligen Auftrag bereitgestellt.
Ein großer Vorteil ist, dass die Produktionsdaten in Echtzeit erfasst und analysiert werden können. Sogenannte KPIs (Key Performance Indicators), Kennzahlen und Produktionsreports helfen, auf Management-Ebene die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich agil an verändernde Bedingungen anzupassen. Für eine kontinuierliche Qualitätssicherung ist eine statistische Prozessüberwachung (SPC) und ortsunabhängige Auswertung von Prozessparametern der Spritzgießmaschinen in Echtzeit möglich.
Insgesamt sorgt ALS so für mehr Flexibilität, Effizienz und Transparenz in der Fertigung. Durchschnittlich lässt sich mit ALS die OEE-Kennzahl (Overall Equipment Effectiveness) und die Gesamtanlageneffizienz um rund 26 Prozent mehr als deutlich steigern. Noch mehr Möglichkeiten ergeben sich aus der Verknüpfung mit dem Kundenportal arburgXworld. ALS und das Kundenportal gibt es auch in mobilen Versionen für Smartphones und Tablets. Neu und wegweisend ist z. B. die KI-gestützte App "Ask Arburg", die einfach abrufbares, umfangreiches Spritzgießwissen von Arburg enthält und konkrete Fragen zu allen Arburg-Produkten und Prozessen rund um das Spritzgießen.
Zusammenfassung und Ausblick
In den digitalen Services und Produkten steckt das umfassende Know-how von Arburg. Sie sind leistungsstarke Werkzeuge, die maßgeblich zur Zukunftssicherung und Resilienz eines kunststoff¬verarbeitenden Unternehmens beitragen. Damit lassen sich Produktionsabläufe optimieren, Daten in Echtzeit erfassen, die Qualität von Spritzteilen verbessern und dokumentieren. Der Einstieg in die Digitalisierung lässt sich so sehr einfach und flexibel gestalten und amortisiert sich schnell. Vor allem komplexe Produktionsumgebungen und hochpräzise Bauteile erfordern eine exakte Steuerung der Prozesse. Hier kann das Leitrechnersystem in Zusammenspiel mit dem Kundenportal deutliche Vorteile hinsichtlich Transparenz, Prozesssicherheit sowie Energie- und Produktionseffizienz erzielen.
Als die Nummer 1 der Branche in Sachen digitaler Transformation beschäftigt sich Arburg zudem intensiv mit dem Themenfeld Künstliche Intelligenz. Mit dem Ziel, dass KI-basierte Systeme Korrelationen selbst erlernen und Prozesse aktiv nachsteuern, um die Ausbeute und Qualität von Spritzgießteilen in der Serienfertigung zu optimieren. Die Vision ist, dass mit Hilfe von KI jede Spritzgießmaschine in Zukunft nicht nur die Prozesse, sondern auch die Produkte kennt, die sie herstellt.